Canon EF 50mm f/1.4 vs. Minolta MD Rokkor PG 50mm f/1.4

Manchmal bekomme ich zu hören, dass ich doch mit meinen alten manuellen Objektiven nicht die Bildqualität von neuen, modernen Objektiven erreichen kann. Das ist teilweise wahr und teilweise falsch, denn es kommt immer auf das Objektiv an. Meine Leica R Objektive z.B. reißen auch heute noch den meisten aktuellen Objektiven den Arsch auf.

In diesem Artikel möchte ich mal das Canon EF 50 mm f/1.4 und das Minolta MD Rokkor PG f/1.4 gegeneinander antreten lassen. Natürlich nicht auf wissenschaftlicher Basis, sondern nur anhand von Bildern und persönlichen Eindrücken, aber es sollte reichen, dass sich jeder ein Bild machen kann, was man von einem alten noch Objektiv erwarten kann.

Das Canon EF 50 mm f/1.4 halte ich für eines der schlimmsten Canon Objektive, die man kaufen kann. Es ist empfindlich und geht leicht kaputt, wenn es mal einen Stoß an die falsche Stelle bekommt, der Autofokus ist an jeder Spiegelreflex, die ich der Hand hatte, ein Glücksspiel, es ist empfindlich für Gegenlicht und noch vieles mehr. Warum habe ich es trotzdem? Das Problem ist, dass es für das Objektiv kaum Alternativen gibt. Schon gar nicht von Canon selbst und die Fremdhersteller lieferten zur Zeit, als ich das Objektiv gekauft habe, auch keine besonders gute Leistung ab. Canon hat nur noch zwei andere lichtstarke 50er: das 50 mm f/1.8, das zurecht gerne als Joghurtbecher bezeichnet wird, und das 50 mm f/1.2, dessen Autofokus auch gerne mal Probleme macht und dazu noch über 1.000 € kostet.

An den Spiegelreflexkameras war das Adaptieren von manuellen Objektiven aufgrund des Auflagemaßes kein Spaß und so war das „mittlere“ Canon 50 mm f/1.4 die, meiner Meinung nach, vernünftigste Entscheidung.

Für den Vergleich habe ich die Canon EOS M verwendet. Also eine APS-C Kamera, deshalb sollten beide Objektive weniger Probleme mit Vignettierung und Randschärfe haben, da die tatsächlichen Bildränder der Objektive nicht vom Sensor abgedeckt werden.

Alle Bilder wurden in Lightroom 5.7 „bearbeitet“. Es wurde lediglich der Weißabgleich synchronisiert und die teilweise leicht abweichende Belichtung angepasst. Als Schärfung wurden die Parameter Stärke: 70, Radius: 0,8, Details: 25, Maskieren: 0.

Bokeh und Bildwirkung bei Offenblende

Bokeh – Canon EF 50mm f/1.4 bei Offenblende

Bokeh – Minolta MD Rokkor 50mm f/1.4 bei Offenblende

Mit unruhigen Hintergründen tun sich beide Objektive schwer. Hier zu sagen, wer die Nase vorne hat, ist schwer und Geschmackssache.

Canon EF 50mm f/1.4 bei Offenblende

Minolta MD Rokkor 50mm f/1.4 bei Offenblende

Auch bei diesem Beispielbild muss man tief in die Details gehen, um einen Unterschied auszumachen. Rechts neben dem Baumstamm wirkt das Minolta vielleicht etwas unruhiger, aber beide Objektive bewegen sich auf Augenhöhe.

Canon links – Minolta rechts

Hier mal zwei Vergleichsbilder der beiden Objektive nebeneinander, um die Bildwirkung bei Offenblende einschätzen zu können. Während das Canon „modern“ wirkt, hat das Minolta einen eigenen, verwaschenen Look außerhalb des Fokusbereichs, der vor allem am Gras im Vordergrund zu sehen ist. Dadurch wirkt das Bild noch etwas mehr freigestellt. Es hat aber eher einen künstlerischen Aspekt. Das Canon wirkt „sauberer“. Je nachdem, was man erreichen will, ist jeweils das eine oder das andere Objektiv das richtige.

Schärfe, Chromatische Abberationen und Fringing

Canon links – Minolta rechts

Hier ein Ausschnitt aus dem ersten Bild von oben. Das Canon wirkt kontrastreicher und etwas schärfer, aber es zeigt deutliches purple fringing, also lila Farbsäume, die auch in Lightroom nicht 100%ig entfernt werden können. Oftmals bleibt dann ein grauer Schleier.

Das Minolta wirkt flacher und etwas weniger scharf. Dafür zeigt es fast keine chromatische Abberationen. Lediglich ein leichtes „Glühen“. Das lässt sich auch schwer bis gar nicht in Lightroom entfernen, aber es ist weniger störend als lila Farbsäume.

Canon links – Minolta rechts

Auch im nächsten Bild wird der erste Eindruck bestätigt. Das Canon wirkt kontrastreicher, aber zeigt deutliche Farbsäume. Das Minolta wirkt flau, aber die Grundschärfe ist vorhanden und Farbsäume treten nicht in großem Maß auf.

Canon links – Minolta rechts

Hier geht’s mal nicht ausschließlich um Farbsäume, sondern um die Schärfe bei Offenblende. Direkt aus der Kamera hat das Canon einen Vorteil. Kontrastreicher und etwas schärfer, aber das Minolta ist keineswegs schlecht. Mit der richtigen Bearbeitung wird man vermutlich kaum einen Unterschied erkennen.

Anhand eines Testmotivs habe ich beide Objektive nochmal auf die Bildschärfe im Zentrum und am Rand getestet:

Schärfevergleich beider Objektive im Zentrum und am Rand

Im Zentrum wirkt das Canon immer kontrastreicher als das Minolta, das wirkt sich auch auf den Schärfeeindruck aus. Ab Blende 2.8 holt das Minolta aber auf. Vorher ist das Canon im Zentrum deutlich schärfer.

Ab Blende 8 nimmt die Schärfe beim Canon aber auch schon wieder ab. Das Minolta bleibt in dieser Hinsicht konstant.

Am Rand zeigt sich ein interessanter Effekt. Das Minolta hat von Anfang an die höhere Schärfe und zeigt sehr viele feinere Details als das Canon. Ab Blende 2.8 sind die Ränder beim Minolta einwandfrei scharf und ich hätte keine Probleme damit, ein Bild mit dieser Randschärfe größer auszudrucken.

Selbst bei Blende 8 wirkt das Canon nicht so scharf wie das Minolta bei Blende 4! Wer also Bilder bis in den Rand scharf haben möchte, für den ist das Canon nicht gerade die beste Wahl.

Fazit

Das alte Minolta MD Rokkor PG 50 mm f/1.4 hat sich nicht schlecht geschlagen. Es ist schon seit ein paar Jahren eines meiner liebsten 50er-Objektive und hier hat es gezeigt, dass neuer nicht immer gleich besser ist.

Wer gerne manuelle Objektive ausprobieren möchte, dem kann ich das Minolta MD Rokkor PG 50 mm f/1.4 nur empfehlen. Es ist relativ günstig auf eBay zu bekommen und man kann mit dem Objektiv nichts falsch machen. Minolta MD Adapter gibt es für fast alle spiegellose Systemkameras.

Ich mache z.B. gerne Landschaftsbilder und dafür ist mir die Randschärfe des Minolta wichtiger als die höhere Schärfe des Canon im Zentrum. Abblenden muss ich das Minolta dann sowieso und mir ist bei diesem Einsatzgebiet eine gleichbleibende Schärfe über das gesamte Bild wichtig.

Einen Sieger kann ich im direkten Vergleich nicht erkennen. Mal ist das eine und mal ist das andere Objektiv besser.

Pro Canon:

  • höherer Kontrast
  • Schärfe im Zentrum

Contra Canon:

  • Farbsäume bei offener Blende
  • schlechte Randschärfe
  • Preis von 300 – 400 €

Pro Minolta:

  • höhere Randschärfe
  • Preis von 50 – 80 €

Contra Minolta:

  • Bokeh wirkt teilweise etwas unruhiger
  • Schärfe im Zentrum erst abgeblendet gut
  • nur manueller Fokus (aber das weiß man vorher…)

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