Wer kennt es nicht: Man sitzt am Wochenende auf dem Sofa und überlegt sich, was man mit dem angebrochenen Tag anstellen soll. Für eine längere Wanderung ist es bereits zu spät und die Planung wäre zu stressig. Also muss irgendeine Location in der Nähe herhalten. Da traf es sich gut, dass ich sowieso schon immer mal zum Funkturm auf dem Schnepfenkopf in Gelnhausen laufen wollte.
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Das letzte Mal, in Gesellschaft, haben wir uns mehr oder weniger im Wald verlaufen, weil es alle fünf Meter etwas Interessantes zu fotografieren gab. Alleine lasse ich mich nicht so schnell ablenken und die Route war mir eigentlich schon grob bekannt. Also schnell den Rucksack gepackt, die Schuhe geschnürt (ok … meine Schuhe sind immer schon geschnürt) und ab ins Auto.
Von mir aus sind es nur 15 Minuten bis nach Gelnhausen und da ich sowieso ein Stück laufen wollte, stellte ich mein Auto etwas weiter entfernt ab. Wohl wissend, dass mir ein kleiner Aufstieg bevorstehen würde.
Jetzt machte es sich bemerkbar, dass ich das Wetter etwas zu kalt und den Rucksack etwas zu leicht eingeschätzt hatte. Der Fußweg vom Krankenhaus zum Blockhaus zog sich in die Länge und der Schweiß floss in Strömen. Innerlich überdachte ich meine Kameraentscheidung nochmal: Vielleicht war die fette Canon 1D Mark III die falsche Entscheidung für so eine spontane Tour? Das Stativ am Rucksack setzte mir auch zunehmend zu. Immerhin hatte ich nur drei kleine Festbrennweiten mit 24, 35 und 50 mm und die entsprechenden Filter dabei.
Am Blockhaus angekommen dachte ich kurz daran mal zu verschnaufen, aber marschierte lieber weiter in den Wald hinein. Man will ja auch irgendwann mal ankommen.
Die erste kleine Pause gab es auf einer Bank am Schillerstein im Wald. Eigentlich ein ziemlich schöner Ort. Auf dem Boden hatten sich alle möglichem Herbstfarben vereint. Holz, braune Blätter, Eicheln, grüne Blätter … von allem war etwas dabei. Zusammen mit dem Licht, das durch das Blätterdach drang, ergab sich eine schöne Fotogelegenheit und im Nachhinein bin ich mit dem Ergebnis zufriedener, als ich beim Druck auf den Auslöser vermutet hatte.
Der Schillerstein gab jedoch auch ein gutes Motiv ab. Bei der Nachbearbeitung entschied ich mich gegen die Farbvariante und blieb bei einer schwarzweißen Version des Steins. Der Hintergrund ist zusätzlich etwas abgedunkelt, um den Stein mehr in den Vordergrund zu bringen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause, machte ich mich wieder auf den Weg. Leider ist der Wald auf dieser Route alles andere als sauber und dementsprechend wunderte es mich auch nicht, dass mir alle paar Meter jemand entgegenkam. Familien mit Kindern, Herren älteren Semesters, eine Frauen-Wandergruppe …
Erst nachdem ich den Hauptweg verlassen hatte, kehrte etwas mehr Ruhe ein. Ein kleiner Seitenweg erweckte meine Aufmerksamkeit. An sich kein schlechtes Motiv, aber das Licht passte nicht. Morgens oder abends, wäre der Lichteinfall an dieser Stelle wesentlich schöner gewesen, aber es war nun einmal nachmittags und mit dem Polfilter konnte ich wenigstens noch die Reflexionen auf den Blättern beseitigen, um der Szene etwas mehr Farbe zu verleihen.
Um mit einer möglichst geschlossenen Blende fotografieren zu können, positionierte ich die 1D auf dem Stativ, stellte den Fokus manuell von Hand ein und richtete den Polfilter aus. Nach dem 10 Sekunden Selbstauslöser, hatte ich ein Bild, mit dem ich nicht wirklich zufrieden war, aber ein bisschen herbstliche Stimmung vermag es trotzdem zu transportieren.
Auf dem Bild ist rechts Farn zu erkennen. Das hatte ich mir eigentlich als nächstes Bild ausgesucht, da der Farbwechsel von Grün auf Orange recht interessant gewirkt hat. Durch den Wind bekam ich aber kein Bild, das mir gefallen hätte. Meistens waren die Blätter unscharf, oder nicht an der Position, wo ich sie gerne gehabt hätte.
Jetzt musste ich etwas Gas geben, denn eine Familie mit zwei kleinen Kindern war im Anmarsch und im Wald habe ich gerne meine Ruhe. Zum Glück bogen sie noch auf einen anderen Weg ab und ich konnte mich auf die letzten Meter zum Funkturm machen.
Kurzzeitig konnte man den Funkturm schon zwischen den Bäumen sehen, aber kurz danach fand ich einen Hochsitz inmitten von Farn und Unterholz. Der Funkturm rückte erst mal in den Hintergrund und da ich noch dem Foto des Farns nachtrauerte, das nichts wurde, musste dieses Bild nun besser werden. Der Himmel zog sich etwas zu und verlieh dem Motiv Atmosphäre. Trotzdem war die Sonne stark genug, um die Farben zum Leuchten zu bringen. Der Grauverlaufsfilter sorgte dafür, dass der Himmel nicht ausbrannte und der Polfilter erledigte den Rest.
Kurz um die Kurve und dann stand ich praktisch schon vor dem Funkturm. Leider hatte ich mir das Gebiet um den Funkturm anders vorgestellt. Dass er eingezäunt sein wird, war mir irgendwie klar, aber um den Funkturm herum war so wenig Platz, dass nur die Perspektive mit Sicht nach oben machbar war. Diese Perspektive vermittelt aber ganz gut, wie man sich fühlt, wenn man vor dem Funkturm steht. Aus der Nähe sieht er genauso groß aus, wie man sich ihn vorstellt, wenn man ihn aus der Ferne auf dem Schnepfenkopf stehen sieht.
Das Wetter machte mir zuerst einen Strich durch die Rechnung. Der Himmel war immer noch zugezogen. Das langweilige Weiß wollte ich aber so nicht akzeptieren, also wartete ich darauf, dass entweder eine dunkle Wolke über dem Funkturm vorbeizog, oder sich der Himmel etwas öffnete. Das Letztere passierte dann auch wirklich nach ein paar Minuten. Die Kamera war schon ausgerichtet und der Fokus gesetzt. Lediglich den Polfilter drehte ich mir noch auf die passende Position, als das Blau des Himmels durch die Wolken brach.
Die Bearbeitung endete in einer kühleren Version, die den Himmel und den Funkturm betonen sollte. Das Grün der Bäume wurde entsättigt, damit sie nicht vom eigentlichen Motiv ablenken. An den Metallgittern musste ich zusätzlich noch Moiré entfernen.
Zurück ging es dann über die „Steingasse“, die man besser mit gutem Schuhwerk hinablaufen sollte. Gerade im Herbst rutscht man gerne mal auf Laub aus oder tritt auf Wurzeln, Steine etc.
Die kleine Erkundungstour hat mir mal wieder gezeigt, dass man auch mit einer 11 Jahre alten Kamera noch ansehnliche Bilder produzieren kann, wenn man weiß, was man tut. Aber irgendwie wusste ich das ja auch schon vorher.
Also raus an die frische Luft und den Herbst genießen!