Erfahrungsbericht: Die Panasonic Lumix G110 als Fotokamera

06.11.2023

Die Panasonic Lumix G110 wird als Kamera für Vlogger und Content Creator vermarktet. Seltsamerweise hat sie gerade bei diesen Anwendungsfällen große Schwächen. Aber kann die Lumix G110 noch mehr und weiß dafür in anderen Anwendungsfällen zu überzeugen? Ich habe die Kamera ausschließlich als Fotokamera verwendet und sie dabei auf Herz und Nieren getestet. Typischerweise kam dabei auch Altglas zum Einsatz. Hier erfährst du, was am Ende dabei herausgekommen ist und ob es doch noch eine passende Zielgruppe für die Kamera gibt.


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Vorwort

Vlogger und Content Creator sind DIE neue Zielgruppe, die es zu erreichen gilt. Fotografen rücken immer mehr in den Hintergrund. Jeder Kamerahersteller versucht bei dieser neuen Zielgruppe Fuß zu fassen und nur wenige haben Erfolg. Die meisten Content Creator, was auch immer man hierunter verstehen mag, filmen sich vermutlich noch mit ihrem Smartphone. Wahrscheinlich würde es ihrer Zielgruppe auf Instagram, Facebook oder TikTok noch nicht einmal auffallen, wenn sie plötzlich eine andere Kamera verwenden würden. Aber was soll Vlogger und Content Creator dazu bringen, von ihrem Smartphone auf eine "richtige" Kamera umzusteigen? Panasonic meint mit der Lumix G110 hierauf eine Antwort zu haben.

In meinem Erfahrungsbericht werde ich jedoch wenig auf die Videofunktionen der Kamera eingehen und nur kurz aufgreifen, warum die Lumix G110 meiner Meinung nach keine gute Kamera für die angepeilte Zielgruppe ist. Der Grund dafür ist einfach: Ich bin kein Experte, was Video Features angeht. Ich filme zwar hier und dort mal ein kleines Video im Familienkreis, aber für tiefergehende Vergleiche und Beurteilung der Videoqualität fehlt mir die Erfahrung und der regelmäßige Umgang mit den vielfältigen Videofunktionen moderner Kameras.

Technische Daten werde ich hier ebenfalls nicht aufzählen, dazu gibt es bereits genug Quellen im Internet. Zum Beispiel die Produktseite zur Lumix G110 von Panasonic.

Ich befasse mich, wie meistens, mit Anwendungsfällen, die in normalen Berichten untergehen oder zu denen wenig Fotografen ihre Meinung äußern. Das betrifft besonders das Arbeiten mit Altglas, also alten manuellen Objektiven, welche noch für die analoge Fotografie gebaut wurden.

Alle Aussagen des Erfahrungsberichts basieren auf der aktuellen Firmware Version 1.3.

Panasonic Lumix G110 + Panasonic Leica DG Summilux 25mm f/1.4 || f/1.4, 1/1000 Sek., ISO 200 || Original herunterladen

Kurz zum Lieferumfang

Die Kamera ist nur zusammen mit dem Panasonic 12-32 mm Pancake Zoom erhältlich. Sie kann weder nur als Gehäuse, noch in Kombination mit anderen Objektiven gekauft werden. Wer sich die Kamera als Zweitkamera anschafft und keine Verwendung für das Kitobjektiv hat, muss also sehen, was er damit anstellt oder legt es als Ersatz in die Schublade.

Die Kamera kommt ohne externes Ladegerät für den Akku. Der Akku kann jedoch mit dem mitgelieferten USB-Netzteil und dem USB-Kabel geladen werden. Leider hat es Panasonic verpasst hier auf einen zeitgemäßen USB-C-Anschluss zu setzen. Stattdessen wird der alte Micro-USB Anschluss verbaut, der seit einigen Jahren fast nicht mehr in neuen Geräten zu finden ist. Mittlerweile bin ich zwar ein Fan des Ladens über USB geworden, aber ein USB-C-Anschluss wäre hier wesentlich zeitgemäßer gewesen.

Auch schade ist es, dass weder ein Frontdeckel für die Kamera, noch ein Rückdeckel für das Objektiv mitgeliefert werden. Das Objektiv ist einfach bereits an der Kamera angebracht, wenn man sie aus der Verpackung holt. Ich sehe hier keinen Vorteil für den Käufer der Kamera. Denkt sich Panasonic, dass die Zielgruppe sowieso nie ihr Objektiv wechseln wird und man wollte die letzten Cent sparen, die zwei Deckel gekostet hätten? Will man das Objektiv, das man vielleicht ohnehin nicht haben wollte aber mitkaufen musste, verkaufen, muss man es ohne Rückdeckel anbieten oder einen Deckel dazu kaufen. Ebenso kann man die Kamera nicht ohne Objektiv aufbewahren, da der Frontdeckel für die Kamera fehlt und so der Sensor freiliegen würde. Da wurde wirklich am falschen Ende gespart und nicht mitgedacht.

Panasonic Lumix G110 + Panasonic Leica DG Summilux 25mm f/1.4 || f/1.4, 1/1000 Sek., ISO 200 || Original herunterladen

Verarbeitung der Kamera

Die Kamera besteht von Vorne bis Hinten aus Plastik. Das war irgendwie auch zu erwarten, aber es gibt Hersteller, die es trotz der Verwendung von Plastik schaffen, dass sich Kameras wertig anfühlen. Die Panasonic Lumix G110 macht hier eine recht gute Figur. Sie fühlt sich stabil und wertig an, nichts knarzt oder gibt nach, wenn man die Kamera mal etwas fester anpackt. Sicherlich wäre an manchen Stellen noch mehr gegangen, was die Verarbeitung angeht, aber die Kamera bewegt sich im 600 € Preissegment und dafür gibt es in puncto Verarbeitung nichts zu meckern. Teilweise hätte ich mir die Bedienelemente etwas wertiger gewünscht, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau, wie man so schön sagt.

Der Ein- und Ausschalter neben dem Moduswahlrad ist etwas dünn dimensioniert und wenn man aus einem bestimmten Winkel gegen den Hebel drückt, merkt man wie sich das Plastik verbiegt. An seiner dünnsten Stelle ist er vielleicht einen Millimeter dick und das merkt man! Die Panasonic Lumix S5 II, die jedoch fairerweise auch in einer anderen Preisklasse spielt, hat den gleichen Mechanismus, jedoch mit wesentlich dickeren Materialstärken und dort kann man drücken wie man will. Da verbiegt sich gar nichts. Gerade ein so wichtiges Bedienelement wie der Ein- und Ausschalter wird oft betätigt und ist eines der ersten haptischen Feedbacks, welches man von der Kamera übermittelt bekommt. Wenn hier schon der Eindruck erweckt wird, dass man eher mit Spielzeug als mit einem Werkzeug fotografiert, ist etwas schiefgelaufen.

Der Ein- und Ausschalter.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das 4-Wege-Kontrollrad auf der Kamerarückseite. Es hat kaum definierte "Klicks" in denen es einrastet und fühlt sich viel zu leichtgängig an. Manchmal steht es zwischen zwei Positionen und verstellt sich dann während man fotografiert vor oder zurück. Warum das besonders nervt, werde ich später nochmal genauer erläutern, wenn wir zur Erfahrung in der Praxis kommen.

Das 4-Wege-Kontrollrad macht keinen hochwertigen Eindruck.

Andere Bedienelemente sind dafür wesentlich schöner verarbeitet. Das Einstellrad um den Auslöser herum ist z.B. aus Metall gefertigt und lässt sich dank seiner Höhe super bedienen, auch wenn es mal schnell gehen muss.

Das Moduswahlrad ist ebenfalls aus Metall gefertigt, verfügt zwar über keinen Mechanismus um es über einen Knopfdruck zu sperren, aber bietet einen ausreichend großen Widerstand, damit man es nicht versehentlich verstellt.

Der Auslöser hat zwei gut definierte Druckpunkte, die man an einer Kamera, welche zum Aufnehmen von Videos entwickelt wurde, gar nicht erwarten würde. Wahrscheinlich wird hier auf bereits vorhandene Bauteile anderer Kameraserien zurückgegriffen und das ist nichts Schlechtes.

Die Oberseite der Kamera ist mit hochwertigen Bedienelementen aus Metall ausgestattet.

Die Belederung der Kamera ist nur vorne am Griff und an der Daumenstütze vorhanden. Sie hat wenig Textur, bietet aber für eine Kamera dieser Größe ausreichend Grip.

Der eingebaute Blitz muss von Hand ausgeklappt werden. Der Mechanismus wirkt ausreichend langlebig. Gerade bei mir, da ich praktisch nie einen Blitz verwende.

Die G110 mit ausgeklapptem Blitz.

Die Suchermuschel ist aus hartem Gummi gefertigt und hier hätte ich mir ein etwas weicheres Material gewünscht. Brillenträger wie ich, brauchen jedoch keine Angst zu haben, dass die Gläser durch den Sucher beschädigt werden.

Der schwenkbare Monitor macht ebenfalls einen stabilen Eindruck, aber ich kann mich an keine neuere Panasonic Kamera erinnern, bei der das nicht der Fall gewesen wäre.

Der Monitor lässt sich einfach und sehr flexibel verstellen.

Unterm Strich kann die Verarbeitung der Kamera, gerade unter Berücksichtigung des Preissegments, überzeugen. Ein paar offensichtliche Schwächen findet man natürlich und gerade der Ein- und Ausschalter lässt mich an seiner Langlebigkeit zweifeln.

Erfahrungen aus der Praxis

Größe und Handling

Die Kamera ist wirklich klein. Mit kleinen Objektiven geradezu winzig und weit entfernt von der Panasonic Lumix GH, G oder GX Serie. Einmal habe ich mich sogar dabei ertappt, dass ich dachte, ich habe sie gar nicht mitgenommen, aber sie lag noch in der Tasche. Wenn man also eine Kamera sucht, welche man immer dabei haben kann, ohne dass sie groß auffällt, ist man mit der G110 gut beraten.

Trotz der kleinen Größe kann man die Kamera sicher in der Hand halten. Das geht zum größten Teil auf das Konto der Daumenstütze, die ihren Namen wirklich verdient hat. In Verbindung mit dem Handgriff und der griffigen Belederung, hatte ich nie das Gefühl, dass mir die Kamera aus der Hand fällt. Das kann natürlich mit größeren Objektiven anders aussehen, denn ich hatte maximal das Panasonic Leica Summilux 25 mm f/1.4 an der Kamera. An der G110 wirkt das Objektiv schon fast zu groß, aber das Handling war immer noch sehr gut.

Panasonic Lumix G110 + Asahi SMC Pentax-M Macro 50mm f/4 || f/8, 1/400 Sek., ISO 200 || Original herunterladen

Wahlräder und Tasten

Mittlerweile schaue ich immer argwöhnisch auf Moduswahlräder, welche sich nicht feststellen lassen. Ich hatte am Anfang Bedenken, dass sich die G110 in der Tasche immer wieder verstellen wird, aber das ist zum Glück nicht passiert.

An der Kamera gibt es noch vier Fn-Tasten, welche man im Menü mit gewissen Funktionen belegen kann. Ehrlich gesagt, bin ich niemand, der hiervon groß Gebrauch macht. Auf einer Taste habe ich die manuelle Vergrößerung des Fokusbereichs gelegt, damit ich mit Altglas besser manuell fokussieren kann, das wars aber auch schon. Ich denke, vier physikalische Fn-Tasten sind für eine Kamera dieser Größe auch ausreichend. Wie immer gibt es hier aber immer Leute, die nicht genug Fn-Tasten haben können.

Was mir in der Praxis leider recht häufig passiert ist: Ich habe ein Video aufgenommen, obwohl ich die Fn1-Taste drücken wollte. Der rote Knopf für den Start der Videoaufnahme lässt sich im Menü leider nicht deaktivieren, sonst hätte ich es definitiv getan. Mit etwas Übung und Gefühl in der Fingerspitze kann man die beiden Knöpfe jedoch auch unterscheiden. Im Eifer des Gefechts kann man aber, besonders anfangs, schon mal den falschen Knopf erwischen.

Panasonic Lumix G110 + Asahi SMC Pentax-M Macro 50mm f/4 || f/4, 1/250 Sek., ISO 500 || Original herunterladen

Probleme mit dem hinteren Kontrollrad

Was in der Praxis wirklich tierisch genervt hat, ist das 4-Wege-Kontrollrad auf der Kamerarückseite. Im vorherigen Kapitel habe ich schon geschrieben, dass das Rad keine gut definierten Klicks hat und öfter mal zwischen zwei Klicks stehenbleibt. Das ist deshalb ein Problem, weil das Kontrollrad im A-Modus (Blendenpriorität) die Blende steuert. Seltsamerweise hat das Einstellrad um den Auslöser herum genaue die gleiche Funktion. Im A-Modus steuern also zwei Räder die Blende. Warum muss das so sein? In den Einstellungen kann man für das hintere Kontrollrad zwar die Belichtungskorrektur zuweisen und die Blende nur noch über das Einstellrad am Auslöser verändern, aber man kann es nicht deaktivieren. Das führte bei meiner Art zu fotografieren und dem eigenwilligen Verhalten des Kontrollrads dazu, dass ich entweder andauernd die Blende oder die Belichtungskorrektur verstellte. Je nachdem, welche Einstellung ich aktiv hatte. Ich stelle die Blende zum Beispiel auf 1.4, drehe die Kamera, weil ich z.B. vom Quer- ins Hochformat wechseln möchte, und lande plötzlich bei Blende 2.8. Bei der Empfindlichkeit des Kontrollrads können jederzeit unvorhergesehene Änderungen passieren, die man so nicht beabsichtigt hat. Ich bin dann dazu übergegangen, das Kontrollrad mit der Belichtungskorrektur zu belegen, wenn ich es schon nicht deaktivieren kann. So sehe ich wenigstens gleich im Sucher oder Monitor, ob das Bild über- oder unterbelichtet wird und muss nicht andauernd die eingestellte Blende kontrollieren. Das ist wirklich der einzige Punkt, der mich beim Fotografieren mit der Kamera aufgeregt hat, weil es einem das Leben unnötig kompliziert macht und die Kamera einem im Weg steht. Ob Panasonic hier mehrere Jahre nach dem Erscheinen der Kamera noch per Firmware nachbessert, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Mit diesem Problem wird man also leben müssen.

Panasonic Lumix G110 + Asahi SMC Pentax-M Macro 50mm f/4 || f/4, 1/250 Sek., ISO 800 || Original herunterladen

WLAN-Funktion

An Panasonic Kameras verwende ich gerne die Funktion zum Übertragen der Bilder per WLAN an mein NAS. An der S5 II funktioniert das auch ohne Probleme, auch wenn es mühsam ist, dass man nicht alle Bilder auf einmal auswählen kann, sondern jedes Bild einzeln markieren muss. Die G110 hat rein optisch genaue die gleiche WLAN-Funktionalität wie die S5 II, jedoch habe ich es nur manchmal geschafft, dass alle Bilder übertragen wurden. Manchmal schafft sie ein Bild, manchmal sechs Bilder, manchmal irgendwas dazwischen, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem die Kamera einfriert und nur noch die Entnahme des Akkus die Kamera wieder zum Leben erwecken kann. Selbst der Ein- und Ausschalter hat keine Funktion mehr. Warum die G110 diesen Bug hat und die S5 II nicht, kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären. Alle Nachforschungen liefen ins Leere. Wenn sich die Kamera aufhängt, passiert das, während ein Bild übertragen wird. Dieses Bild ist dann nicht vollständig übertragen und dementsprechend fehlerhaft. Meine sonst so geliebte WLAN-Funktion ist bei der G110 deshalb absolut nutzlos. Da ich nicht denke, dass so ein massiver Bug nicht während des Testens der Funktion seitens Panasonic aufgefallen wäre, glaube ich eher, dass es sich hier um ein Kompatibilitätsproblem zwischen Kamera, WLAN und NAS handelt. Vielleicht funktioniert die Übertragung bei dir fehlerfrei.

Panasonic Lumix G110 + Panasonic Leica DG Summilux 25mm f/1.4 || f/7.1, 1/400 Sek., ISO 200 || Original herunterladen

Monitor

Positiv überrascht hat mich der Monitor. Selbst in höheren Preisklassen findet man immer noch Displays mit rund 1 Million Bildpunkten, welche langsam etwas in die Jahre gekommen wirken. Komischerweise scheint der Trend zu besseren Displays auch erst seit kurzem entfacht zu sein, obwohl die Kritik bereits seit einigen Jahren bekannt ist. Der Monitor der G110 verfügt jedenfalls über 1,8 Millionen Bildpunkte, ist hell, kontrastreich und ausreichend farbecht. Selbst draußen hatte ich keine Probleme mit dem Monitor, auch wenn ich den Sucher bevorzuge.

Sucher

Der Sucher ist ebenfalls besser als vermutet. Gerade für eine Kamera, welche an Vlogger und Content Creator gerichtet ist, verwundert es doch sehr, dass man einen hochauflösenden Sucher mit 3,8 Millionen Bildpunkten und 0,73x Vergrößerung verbaut hat, der auch noch richtig gut ist.

Der Sucher ist gut, aber das riesige Einstellrad zur Dioptrienverstellung wirkt fehl am Platz.

Das Bild ist klar und deutlich, hat jedoch eine recht ausgeprägte kissenförmige Verzeichnung an den Rändern. Manchmal hat man als Brillenträger bei elektronischen Suchern Probleme. Mit Brille ist der Sucher der G110 zwar nicht perfekt, aber noch auf der besseren Seite. Manchmal hat man das Gefühl, dass man nicht das gesamte Sucherbild überblicken kann und fängt an, die Kamera vor der Brille hin und her zu schieben. Das ist aber kein neues Problem und betrifft auch viele andere Kameras.

Gurtbefestigung

Oft stören mich die Gurtösen an Kameras. Besonders, wenn sie penetrant in die rechte Hand stechen, wenn man eigentlich entspannt fotografieren möchte. Bei der Lumix G110 wurden zwar große, längliche Gurtbefestigungen verbaut, jedoch stören sie mich beim Fotografieren überhaupt nicht. Bei Olympus Kameras musste ich öfter mal zur Säge greifen. Das ist hier zum Glück nicht nötig.

Mit Altglas

In Kombination mit Altglas, nimmt die G110 ganz schön an Größe zu, da oft sperrige Adapter verwendet werden müssen. Das macht sich negativ im Handling bemerkbar und die Kamera wird, auch aufgrund der schwereren Altgläser, sehr frontlastig. Dank der recht guten Ergonomie des Gehäuses geht das unterm Strich aber noch in Ordnung.

In Verbindung mit Altglas, legt die G110 schnell an Größe zu. Hier mit Adapter von Pentax K auf MFT und dem SMC PENTAX-M Macro 50 mm f/4.

Etwas besser sieht es dagegen aus, wenn man manuelle MFT-Objektive von TTArtisan oder anderen Herstellern an der G110 anbringt. Die Größe bleibt dabei recht kompakt.

Was mich mehr stört, ist hier der fehlende IBIS, durch den, wie z.B. bei Olympus/OMDS, das Sucher- bzw. Monitorbild stabilisiert werden kann, um auch bei längeren Brennweiten ein einfaches Fokussieren zu ermöglichen. Deshalb ist das Bild schon bei 50 mm Objektiven recht unruhig. 35 und 28 mm gehen noch in Ordnung, aber ein IBIS wäre auch hier sehr hilfreich.

Die Aktivierung der Fokuslupe benötigt leider zwei Tastendrücke, was sicherlich hätte besser gelöst werden können. Dafür stehen, wie bei Panasonic üblich, zwei Modi zur Auswahl. Einmal kann die Fokuslupe den kompletten Bereich des Monitors oder Sucher einnehmen und einmal kann sie als Bild-in-Bild angezeigt werden. Ich verwende nur die Lupe über den kompletten Monitor oder Sucher, da ich so wesentlich besser erkennen kann, ob der Bereich auch wirklich im Fokus ist.

Denn das Erkennen, ob ein Bereich wirklich im Fokus ist, ist bei der G110 und den meisten anderen Panasonic Kameras gar nicht so einfach. Das vergrößerte Bild wird dabei sehr unscharf wiedergegeben, als ob nur die Monitorausgabe vergrößert und nicht mit der vollen Sensorauflösung gearbeitet wird.

Der erste Tastendruck der Fokuslupe führt zu diesem Bildschirm. Danach muss nochmal auf SET (entweder per Touch oder per Tastendruck) gedrückt werden, um den ausgewählten Bereich zu vergrößern.

Die Erfahrungen mit der G110 und Altglas sind also eher durchwachsen. Es macht nicht wirklich Spaß, mit der Kamera und Altglas zu arbeiten, da die Ergonomie der Kamera dabei schnell an ihre Grenzen gebracht wird und weitere Unzulänglichkeiten, wie der fehlende IBIS, die Freude trüben.

Autofokus und Gesichtserkennung

Richtig überrascht hat mich die G110 beim Thema Autofokus und Gesichtserkennung. Die G110 verwendet zwar noch den mittlerweile überholten DFD-Autofokus und verfügt über keine Phasenerkennung auf Sensorbasis, aber trotzdem bin ich mit den Ergebnissen der Kamera zufrieden.

Gesichter, inklusive Augen, erkennt die Kamera bereits in einiger Entfernung, wenn die Gesichter noch viel zu klein sind, um als Motiv zu zählen. Sofern sich die Person nicht zu schnell bewegt, hat die Kamera auch wenig Probleme auf die Augen zu fokussieren. Bei meiner Tochter, die jetzt mittlerweile ein Jahr alt ist und seit ein paar Monaten laufen lernt, kam die Kamera beim kontinuierlichen Autofokus aber schon an ihre Grenzen. Hier ist der Phasen Autofokus der Panasonic S5 II wesentlich treffsicherer. Das heißt aber nicht, dass die G110 nicht verlässlich gewesen wäre. Ich habe mehrere Tage mehrere hundert Bilder meiner Tochter gemacht und der Ausschuss war gering. Nachdem ich wusste, in welchen Situationen die Kamera überfordert ist, konnte ich gut einschätzen, wo ich noch zwei- oder dreimal mehr auf den Auslöser drücken muss, um am Ende genug richtig fokussierte Bilder zu bekommen.

Wie immer, darf man das Thema auch nicht zu technisch sehen. Klar zoomt man gerne auf 100 % und freut sich darüber, dass die Wimpern messerscharf sind, aber mit der eigentlichen Bildaussage hat das nichts zu tun. Wenn die G110 mal die Augen nicht zu 100 % scharf getroffen hat, waren die Bilder meistens immer noch brauchbar und niemandem würde auffallen, dass die Kamera vielleicht etwas zu langsam war.

Man kann also sagen, dass der Autofokus, zumindest für meinen Anwendungsfall, gut genug ist. So gut, dass man sich keine Sorgen darüber machen muss, ob die Kamera es schafft technisch brauchbare Bilder zu produzieren und gut genug, dass ich mich während des Fotografierens auf andere Sachen konzentrieren kann.

Würde ich die G110 einem Sportfotografen empfehlen? Mit Sicherheit nicht! Aber dafür ist sie eben auch nicht gedacht.

Panasonic Lumix G110 + TTArtisan 25mm f/2 || f/2, 1/1600 Sek., ISO 200 || Original herunterladen

An allen Zielgruppen vorbei entwickelt?

Die Zielgruppe der Lumix G110 habe ich mittlerweile ausreichend beleuchtet. Die richtige sich in erster Linie an Menschen, die mit der Kamera Content, also Inhalte, erstellen.

Panasonic beschreibt die Zielgruppe wie folgt:

Die LUMX G110 ist die ideale Wahl für Fotografen sowie Social Media und Web Content Gestalter. Superleicht und kompakt und mit einer hervorragenden Bild- und Tonqualität erfüllt sie vielfältige Ansprüche.

-- Panasonic

Panasonic legt viel Wert darauf, die Kamera als eierlegende Wollmilchsau zu vermarkten. In der Praxis sprechen die Features aber eher Menschen an, welche Wert auf Videoaufnahmen legen.

Wenn man die eierlegende Wollmilchsau entwickeln möchte, kann man immer nur scheitern. Das hat sich immer wieder bewahrheitet. Auch die G110 stellt keine Zielgruppe so wirklich zufrieden. Als Beispiele dienen mir die beiden Zielgruppen "Fotografen" und "Content Creator".

Die G110 als Fotograf

Größe und Bedienung

Als Fotograf ist man erst einmal bei der Gehäusedimension skeptisch. Klar möchte man eine Kamera gerne immer dabei haben und zu groß ist auch blöd, aber mit einem kleinen Gehäuse erkauft man sich immer auch jede Menge Kompromisse im Handling und in der Bedienung. Besonders, wenn es mal schnell gehen muss und man am liebsten direkten Zugriff auf gewisse Funktionen haben möchte. Ich habe z.B. gerne zwei Einstellräder. Die G110 hat ein gutes Einstellrad (das um den Auslöser herum) und eines, das so schlecht ist, dass man es am liebsten deaktivieren möchte, aber nicht kann. Das ist nicht gerade ein Merkmal, das Fotografen anspricht.

Panasonic Lumix G110 + Asahi SMC Takumar 55mm f/1.8 || f/8, 1/640 Sek., ISO 200 || Original herunterladen

Verschluss und Verschlussarten

Manchmal steht man als Fotograf vor der Wahl, den richtigen Verschlussmodus an der Kamera zu wählen. Bei Kunstlicht verzichtet man am besten auf den elektronischen Verschluss. Bei schnellen Verschlusszeiten und dem Wunsch nach sauberen Bokeh ist EFCS (Electrinic First Curtain Shutter) nicht empfehlenswert, aber will man Erschütterungen durch Shutter Shock vermeiden, doch ganz nützlich. Und manchmal hätte man gerne einen ganz manuellen Verschluss, wenn man mit Blitzen arbeitet.

Apropos Blitzen. Die G110 hat, dank des besonderen Verschlusses, nur eine Blitzsynchronzeit von 1/50 Sek im EFCS-Modus. Das schränkt Fotografen, welche gerne mit Blitzen arbeiten, zusätzlich ein.

Bei aktuellen Kameras sind diese drei Modi (elektronischer Verschluss, mechanischer Verschluss und elektronischer erster Verschlussvorhang) oftmals frei wählbar.

Bei der G110 stößt man als Fotograf auf einige Einschränkungen.

Der Verschlussmechanismus der G110 ist klein gehalten worden, damit er ins kleine Gehäuse passt. Ähnlich der alten GM1 und GM5, kann der Verschluss nur Verschlusszeiten von maximal 1/500 Sek. Und das auch nur mit elektronischem ersten Verschlussvorhang. Darüber hinaus muss auf den elektronischen Verschluss (bis 1/16000 Sek.) gewechselt werden. Glücklicherweise kann die Kameras das automatisch, aber man muss immer im Hinterkopf haben, bei welcher Verschlusszeit welche Verschlussart zum Einsatz kommt.

Zum Vergleich: moderne Kameras können heute ohne Probleme 1/4000 Sek. bis zu 1/8000 Sek. voll mechanisch und sind erst bei noch schnelleren Verschlusszeiten auf den elektronischen Verschluss angewiesen. Bei EFCS braut jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, aber in der Regel braucht man sich hierüber keine Gedanken zu machen.

Richtig blöd wird es, wenn man die G110 mit einem Objektiv ohne elektronische Kommunikation zur Kamera betreiben möchte. Das muss nicht mal "Altglas" sein, sondern es betrifft z.B. auch manuelle Objektive von TTArtisan oder 7Artisans, welche immer beliebter und verbreiteter werden. In diesem Fall lässt sich die G110 nur noch mit elektronischem Verschluss betreiben. EFCS wird deaktiviert. So macht man Fotografen nicht glücklich.

Sobald ein manuelles Objektiv angeschlossen wird, ist die Option EFCS nicht mehr verfügbar.

Bildstabilisierung

Die G110 ist bei der Bildstabilisierung komplett auf die Stabilisatoren in den angebrachten Objektiven angewiesen, da sie keinen IBIS (In Body Image Stabilizer) auf Sensorbasis hat. Dieses Feature bieten mittlerweile immer mehr Kameras bereits im Einsteigersegment an und sind oftmals das Zünglein an der Waage einer Kaufentscheidung. Eine Kamera ohne IBIS lockt jedenfalls heute keinen Fotografen hinter dem Ofen hervor.

Die G110 als Content Creator

Bildstabilisierung

Auch als Filmer ist eine Bildstabilisierung im Gehäuse interessant, da sie mit allen angeschlossenen Objektiven funktioniert und das Filmen aus der Hand wesentlich einfacher macht. Klar sind Aufnahmen von einem Gimbal noch wesentlich ruhiger, aber im Notfall kann man sich wenigstens darauf verlassen, dass die Kamera ein einigermaßen brauchbares Bildmaterial liefert.

Inwieweit dies die Kaufentscheidung für Filmemacher beeinflusst, kann ich schwer beurteilen, da ich einfach recht weit von diesem Thema entfernt bin. Vermutlich stellen Profis die Kamera sowieso auf einen Gimbal oder ein Stativ und können daher auf den IBIS verzichten. Diese würden sich aber ohnehin keine G110 kaufen.

V-Log

V-Log ist für Filmer sicherlich ein Kaufargument, bietet es doch wesentlich mehr Möglichkeiten in der Nachbearbeitung und im Color Grading, wenn in 10-Bit Farbtiefe aufgenommen wird. Die G110 nimmt jedoch nur in 8-Bit auf. Das schränkt die Nachbearbeitung so weit ein, dass man auch gleich auf V-Log verzichten und ein passendes Bildprofil auswählen kann, bevor man die Aufnahme startet. V-Log ist wahrscheinlich nur integriert, weil es sich gut auf der Liste an Features macht. Es wirkt fast so, als möchte man die Content Creator für dumm verkaufen. Kaufe die G110 und du bekommst V-Log. Von den Nachteilen der V-Log-Implementierung in der G110 wird jedoch kaum gesprochen.

Panasonic Lumix G110 + Asahi SMC Pentax-M Macro 50mm f/4 || f/4, 1/250 Sek., ISO 500 || Original herunterladen

Mikrofon

Panasonic hat sich viel Mühe gegeben, in der G110 ein gutes internes Mikrofon einzubauen. Hierbei wird auf die OZO-Technologie von Nokia zurückgegriffen, die anscheinend auch einen guten Dienst in der G110 verrichtet. Audio wird jedenfalls sehr gut aufgenommen, soweit ich das beurteilen kann. Audio kann sogar gezielt von der Person im Fokus aufgenommen werden, wenn man das möchte. Zusätzlich gibt es viele Einstellungen, mit denen man die Richtcharakteristik des Mikrofons beeinflussen kann. Die Technik hat allerdings auch ihre Grenzen, da sie aus der Smartphonebranche kommt und eigentlich nicht für den professionellen Einsatz entwickelt wurde. Bei Wind und vielen Nebengeräuschen wird man also trotzdem wieder ein externes Mikrofon an der G110 anschließen wollen, was das interne OZO-Mikrofon zu einer Notlösung verkommen lässt.

Aufnahmelimit in 4K

Möchte man mit der G110 in 4K aufnehmen, ist die Aufnahmezeit auf 10 Minuten begrenzt. Wahrscheinlich um die kleine Kamera vor Überhitzung zu schützen. In 4K sind also nur kurze Videos möglich und man muss später verschiedene Videos zusammenschneiden, falls das Video mal länger werden soll. Mal eben die Kamera in 4K aufnehmen lassen und versuchen sein gesamtes Video in die Kamera zu sprechen klingt ziemlich unmöglich und umständlich. Wahrscheinlich hört die Kamera genau dann mit der Aufnahme auf, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.

Aufnahmelimit in 1080p

Jetzt mag man sich denken, dass man eben einfach in FullHD aufnimmt, wenn 4K so beschränkt ist und wird gleich wieder enttäuscht. In den höheren Bitraten ist die G110 auf 20 Minuten Aufnahmezeit beschränkt. Das ist zwar mehr als die 10 Minuten bei 4K, aber immer noch weniger als selbst die rudimentärsten aktuellen Kameras schaffen. Das Traurigste an den Aufnahmelimits ist, dass man selbst bei 1080p und einer niedrigen Bitrate nicht über die Beschränkung von 30 Minuten hinaus kommt. Für Content Creator ziemlich unpraktisch.

In FullHD 50p und 60p ist die Aufnahmezeit auf 20 Minuten beschränkt.

Ab FullHD 30p können 30 Minuten Video am Stück aufgenommen werden.

Crop bei Video

Wenn man Videos in 4K aufnimmt, wird der Bildausschnitt immer gecropt. Das wäre noch einigermaßen ok, wenn die Kamera einen eingebauten Bildstabilisator hätte. Die G110 muss das Bild jedoch elektronisch stabilisieren, wenn man das möchte. Dabei entsteht, je nach gewünschter Stärke der Stabilisierung, ein zusätzlicher Crop.

Bei einer 4K Aufnahme ohne Stabilisierung beträgt der Crop-Faktor 1,26. Bei elektronischer Stabilisierung im Standardmodus schon 1,37. Im Modus mit der höchsten elektronischen Stabilisierung beträgt er 1,79.

Im besten Fall werden aus den 12 mm Anfangsbrennweite des Kitobjektivs bei 4K also 30 mm KB äquivalent. Im schlimmsten Fall sogar knapp 43 mm KB äquivalent. Das kann man gerade noch so als Weitwinkel bezeichnen, man wird jedoch Probleme damit haben, seinen eigenen Kopf irgendwie ins Bild zu bekommen, wenn man die Kamera am ausgestreckten Arm hält. Oder man braucht einfach sehr lange Arme.

Bei 1080p ohne Bildstabilisierung gibt es glücklicherweise keinen Crop, aber wer filmt heute noch gerne in FullHD und ohne Bildstabilisator? Das ist nicht mehr zeitgemäß und jedes Smartphone kann das mittlerweile besser.

Bei elektronischer Bildstabilisierung in 1080p ergibt sich für die Standardstabilisierung ein Crop-Faktor von 1,09 und für die beste Stabilisierung ein Crop-Faktor von 1,43. Das sind bei 12 mm dementsprechend 26 und 34 mm KB äquivalent. 34 mm sind vermutlich auch schon etwas knapp, wenn man sich selbst im Vlogger-Style filmt.

Will man also außer seinem eigenen Kopf noch etwas von der Umgebung im Bild haben, fällt 4K mit Stabilisierung schon komplett raus. Bei FullHD könnte es noch mit der Stabilisierung auf "Standard" klappen, aber das ist sicherlich von Fall zu Fall unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig.

Jedenfalls gibt es bei der Videoaufnahme viele Fallstricke und Kompromisse, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Mit einem halbwegs aktuellen Smartphone drückt man einfach auf Aufnahme und braucht sich um wenig anderes Gedanken zu machen. Wahrscheinlich ein Grund, warum das Smartphone so gerne von der angesprochenen Zielgruppe verwendet wird. Das "Upgrade" auf die G110 kann sich deshalb auch wie ein "Downgrade" anfühlen.

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Fazit

Bleibt am Ende die Frage: Was ist die Panasonic Lumix G110 eigentlich für eine Kamera? Ist sie eine Kamera für Fotografen oder ist sie eine Kamera für Content Creator und Vlogger? Werden vielleicht wirklich beide Zielgruppen glücklich? Die Antwort habe ich selbst noch nicht gefunden und ich glaube, hier gibt es auch keine klare Antwort.

Die Kamera hat sowohl im Video- als auch im Fotobereich Schwächen, die bei der Konkurrenz schon lange nicht mehr existent sind. 10 Minuten Aufnahmelimit in 4K? Kein IBIS? Dazu noch die Einschränkungen bzgl. Verschlussarten und Verschlusszeiten sowie eines der verkorkstesten Bedienkonzepte des hinteren Kontrollrads.

Dafür macht die Kamera aber auch vieles richtig. Der Sucher und der Monitor stechen in dieser Preisklasse heraus und auch die Verarbeitung geht in Ordnung. Mit kleinen Objektiven macht die Kamera sogar richtig Spaß. Dazu noch ein Autofokus, auf den man sich in den meisten Fällen verlassen kann, auch wenn er nicht mit der neusten Technik daherkommt.

Was die G110 gut kann, ist unauffällig in der Tasche verschwinden und im richtigen Zeitpunkt griffbereit sein. "Die beste Kamera, ist die, die du dabei hast", sagt man so schön und ich war froh, dass ich in vielen spontanen Situationen mit der G110 gute Fotos machen konnte. Einfach, weil ich die Kamera vorher in die Tasche geworfen habe und sie dann im richtigen Moment dabei war. Das Ergebnis waren immer Bilder, welche ich so mit dem Handy nicht hätte machen können.

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Glücklich wird wahrscheinlich auch, wer schon vor einigen Jahren gerne mit der Panasonic Lumix GM1 und GM5 fotografiert hat. Beide haben die gleichen Einschränkungen, was den Verschluss angeht und beide sind in ihrer Bedienung anfangs gewöhnungsbedürftig. Als Panasonic die GM5 veröffentlichte, wurde viel über den kleinen Sucher gemeckert. Dieses Problem gehört bei der G110 der Geschichte an und trotzdem ist sie nicht so viel größer als eine GM5. Wer sie also als eine Nachfolgerin der GM5 sieht, könnte durchaus mit dem Upgrade zufrieden sein und wird auch schon die passenden kleinen Objektive haben.

Empfehlen kann ich die Kamera trotzdem niemandem. Die G110 bringt einfach zu viele Kompromisse mit. Glücklich wird man mit der G110,denke ich, wenn man viel mit kompakten Autofokusobjektiven bzw. kompakten Festbrennweiten arbeitet und noch eine leistungsfähigere Foto- und/oder Videokamera in der Schublade hat, auf die man in Extremfällen zurückgreifen kann. Sie ist, das passende Objektiv vorausgesetzt, eine wunderbare kleine "immer-dabei-Kamera", wenn man sich ihrer Einschränkungen bewusst ist und sowieso nicht gerne mit Altglas fotografieren möchte.

Am Ende des Tages sind Filmer und Fotografen aber gleichermaßen unglücklich mit der Kamera. Das ist das Ergebnis, wenn man die eierlegende Wollmilchsau bauen will, die auf dem Papier zwar alles kann, aber gefühlt jede dieser Funktionen mit einem kleinen Sternchen und einem fetten ABER versehen ist.

Kategorien: Erfahrungsberichte, Kameras, Panasonic